Ausstellung vom 17. November bis 1. Dezember 2012

Originalikonen von Josua Boesch in der terebinthe

 

Eine Ausstellung in der terebinthe zeigt zum Gedenken an Josua Boesch eine umfassende Werkschau mit seinen Originalikonen. Zusammengestellt wurde sie von der Kunsthistorikerin Veronika Kuhn und

dem Theologen Matthias Müller Kuhn, die mit dem Künstler und seinem Werk seit vielen Jahren verbunden sind.

Josua Boesch ist im Juli dieses Jahres verstorben, im November wäre er 90 Jahre alt geworden.

Als reformierter Theologe und ausgebildeter Goldschmied suchte er einen künstlerischen Weg, um seine spirituellen Erfahrungen in eine adäquate Bildsprache umzusetzen. Es gelang ihm, auf eindrückliche Weise eine ganz eigene Art von Ikonen zu finden, in denen er verschiedene Metalle verarbeitet und diese auch in Verbindung mit natürlichen Materialien bringt.

Entstanden sind feine, oft kleinformatige Werke in einer differenzierten religiösen Bildsprache, die gleichermassen von seinem tiefen Christusverständnis und seiner Hinwendung zum Menschen von heute zeugen.

Die Ikonen treten mit dem Betrachter und der Betrachterin sogleich in einen stillen Dialog, jenseits von religiösen Klischees, Dogmen und institutionellen Grenzen.

Ihre Bildaussagen brechen Traditionen auf, schaffen meditative Momente und zeugen von biografischen Umbrüchen des menschlichen Lebens. Die Ikonen nehmen Bezug zur spirituellen Mitte als Quelle der Lebenskraft.

Veronika Kuhn

 

 

 

 

Josua Boesch

Mystiker und Visionär

Von: Matthias Müller Kuhn

Reformierte Presse

Zum Tod von Josua Boesch

 

Am 10.Juli ist Josua Boesch im 90. Altersjahr gestorben. Reformierter Pfarrer, Eremit, Künstler: Boesch war ein unbequemer und inspirierender Grenzgänger.

 

Mit seinem Leben und Werk setzte Josua Boesch ein ökumenisches Zeichen, das weitherum Beachtung fand. Bis zum 52. Lebensjahr war er ein engagierter reformierter Pfarrer, dann brach er auf, um nach langem innerem Ringen neue Formen seines religiösen Lebens und Handelns zu suchen.

Innerlich fühlte er sich mit zwei Persönlichkeiten tief verbunden, die ihn durch die Zeit der Wandlungen und Umbrüche begleiteten: Niklaus von der Flüe bestärkte ihn, sich vom Pfarramt und von der Familie zu trennen und einen Weg als Einsiedler zu wagen; Franz von Assisi führte ihn nach Italien, durch Zufälle und Fügungen in ein eremitisches Kloster in Camaldoli. Als reformierter Pfarrer fand er Aufnahme in jenem katholischen Kloster und lebte als Eremit in einer eigenen Klause, ohne dass er konvertierte!

Josua Boesch bekam bald zu spüren, dass er zum Ärgernis wurde: Der Zürcher Kirchenrat wollte ihm die Leitung des neu gegründeten Hauses der Stille in Kappel, für die er sich beworben hatte, nicht anvertrauen, die römische Kurie zeigte sich mehr und mehr besorgt, dass ein Reformierter in einer Mönchsgemeinschaft aufgenommen und ihm sogar die Predigterlaubnis übertragen worden war. In diesem Spannungsfeld erwachte eine unbändige Schaffenskraft in Josua Boesch; der Künstler, der seit seiner Jugend in ihm schlummerte, erwachte.

Christus tanzt

Im kleinen Häuschen, das jeder Mönch im Eremo für sich alleine bewohnte, durfte er seine Werkstatt einrichten. Neben seinem Bett stand der Werktisch, auf dem die Metallikonen entstanden. Gold, Silber, Kupfer und Messing verschmolzen miteinander. Oft träumte er von einer Ikone, bis sie durchs Feuer hindurch Gestalt annahm. Erschien ihm in dieser Abgeschiedenheit und Stille der casentinischen Berge der auferstandene Christus in neuer Gestalt? Christus begann zu tanzen, befreit von der Last des Kreuzes breitete er die Arme aus, sein Gesicht blieb leer, sein Kopf war von einem goldenen Kranz umgeben, der Auferstandene kam auf die Menschen zu und umarmte sie!

Josua Boesch konnte nicht bleiben. Da er nicht in die katholische Kirche eintrat, wurde er von der Eucharistie ausgeschlossen. In der Nähe des Klosters baute er einen alten Stall um und lebte dort weitere 13 Jahre als kunstschaffender Eremit!

Am 10. Juli ist Josua Boesch gestorben. Wird er auch nach seinem Tod ein ökumenisches Zeichen bleiben, ein unbequemer Grenzgänger, der die offiziellen Kirchen in Verlegenheit bringt? Wird man in ihm den Mystiker entdecken, der aus seinem unmittelbaren Gottesbezug neue Worte fand, neue Bilder schuf? Wird er auch in Zukunft Menschen er-mutigen, die Einheit der Kirchen zu suchen, wird er als Mensch in Erinnerung bleiben, der inmitten der säkularisierten Welt das Hei-lige neu entdeckte und ihm einen zeitlosen Ort in seinen Ikonen schuf?

Matthias Müller Kuhn ist Pfarrer an der Gehörlosengemeinde Zürich, war freundschaftlich mit Josua Boesch verbunden und hat mit Veronika Kuhn Ausstellungen mit seinen Ikonen organisiert.