Rückblick auf die Ausstellung "Stefan malt"
vom 27. Oktober bis 15. Dezember 2007
Ein Ausstellungsprojekt in der terebinthe
In der terebinthe/ Bildungs- und Begegnungsräume in Kilchberg verwirklichen wir Ausstellungsprojekte, die auch Neuland betreten und Brücken schlagen. Sie lassen sich nicht so einfach in bestehende Kunst- und Kulturkategorien einordnen, sondern suchen umso mehr die Auseinandersetzung und den Dialog mit den Besucher/innen.
Die Ausstellung zeigte Bilder von Stefan Baltensperger, eines jungen Mannes mit Down Syndrom, der seit vielen Jahren zuhause malt, täglich.
„Stefan malt“ ist ein Ausdruck, den er selber so verwendet und der als Ausstellungstitel gewählt ist, um den Fokus gleichermassen auf den Menschen Stefan wie auf seine Bildsprache zu richten.
Die abstrakten farbintensiven Bilder entstehen mittels einer breiten Farbpalette. Harmonische Farbverläufe treffen auf starke und leuchtende Kontraste meist in einer mehrteiligen Bilderserie, diese sind voll expressiver Ausdruckskraft. Stefan Baltensperger verwendet ausschliesslich Filzstifte und Papier. Er trägt die Farben oft kreis- oder spiralförmig auf, bündelt sie in feinen mosaikartigen Feldern oder lässt sie in grossen Formen aufblühen, als würde er eine Welt ordnen.
Es sind seelische Ausdrucksformen, die uns in seinen Bildern begegnen: Gefühle und Stimmungen, vielleicht ja auch Worte, friedvoll-harmonische, ruhige und bewegte, spannungsgeladene und dynamische. Wir begegnen in Stefans Bildern seiner reichen seelischen Ausdruckskraft und werden so als Betrachter persönlich in einen Dialog mit seiner Empfindungswelt einbezogen.
Ob seine bildnerischen Werke Kunst sind, lässt sich mit gängigen Begriffen und Rastern nicht so leicht feststellen. Doch vielleicht braucht es ja dazu zunächst ein neues Sehen und auch ein neues Vokabular. Natürlich hat Stefan Baltensperger (bisher) nie eine Kunstschule besucht, doch vielleicht ja auch nur deshalb, weil es keine gibt für Menschen wie ihn.
Auch kennt er nicht alle verbalen Bezeichnungen für die Farben – dennoch weiss er sie. So steht gelb in seinen Bildern für Sonne und Licht. Diese Farbe nimmt eine zentrale Stellung in Stefans Werk ein. Fast kein Bild entsteht ohne die Farbe gelb und oft befindet sie sich auch kompositorisch im Zentrum.
Vielleicht hat Stefan die Farbe gelb durch die Wärme der Sonne sehr wohl gefühlt und erfahren?! Und nicht bloss die Wärme, sondern auch ihre zentrale Lebenskraft. – Steht die Farbe gelb deshalb so oft als Kreisform in der Mitte seiner Bilder?
Dass Stefans Bilder Kunst sind, möchten wir behaupten – jedoch eine andere Kunst mit ihrem eigenen Wert.
Veronika Kuhn
Eigene Homepage von Stefan:
www.stefansbilder.net