Mimenchor - "Das Jesusgewand"

 

 

Im Buch "Mimenchor" von V. Kuhn

wird die Geschichte und das aktuell neue Stück

des Mimenchors vorgestellt:              

 
Der Zürcher Mimenchor besteht seit über 50 Jahren. Bei seinen Aufführungen begegnen uns die einzigartigen Ausdrucksformen der Pantomimenkunst in all ihren Facetten und in einer eigenständigen Art und Weise. Mimischer Gesichtsausdruck, begleitet von Gestik und Körpersprache, sind wohl die zentralen Elemente in ihren Darstellungen.
 
 
Das neue Stück des Mimenchors:  "Das Jesusgewand"
 
 

Eine Touristengruppe findet während der Besichtigung einer Kirche ein seltsames Gewand. Als es eine Person aus ihrer Gruppe anzieht, beginnen erstaunliche Verwandlungen. Es stellt sich heraus, dass es das Jesusgewand ist, welches eine wundersame Wirkung hat und die Touristen auf eine Reise zwischen Vergangenheit und Gegenwart führt. Gleichzeitig beginnt eine innere Reise, die den Menschen zu sich selber führt und ihn mit dem Göttlichen in Berührung bringt.

In acht Bildern und Szenen durchlaufen die Touristen verschiedene Stationen ihrer Reise.

 

Fotos aus der Probenarbeit von Anne Bürgisser

 

 

Die Touristen reisen weiter in die Wüste, sie stöhnen unter der Hitze und haben Durst. Mehr und mehr verlieren sie die Orientierung, einer sondert sich von der Gruppe ab und geht weiter durch die heisse Wüste. Die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel, er schwitzt und verspürt starken Durst. Er trinkt aus seiner Wasserflasche bis sie leer ist.

Beginnt er nun zu halluzinieren? Oder ist seine Wahrnehmung noch realistisch?

Begegnet er nun Johannes dem Täufer, der sich ebenfalls in der Wüste aufgehalten hat?

Er sieht auf einmal Wasser, beim Näherkommen erkennt er einen Fluss: Ist es der Jordan? Am Ufer stehen Leute, nun wird er zornig und ruft sie zu sich hin. Er bückt sich nieder und beginnt aus seinen Händen, die er zur Schale formt, Wasser zu trinken. Er löscht seinen Durst und steigt nun in den Fluss hinein.

Die Touristen stehen in einer Bahnhofshalle, sie sind bereit zur Weiterreise und lesen Zeitung, als die Person im Jesusgewand auf die Menge zugeht. Die Person versucht jeden einzelnen anzusprechen, aber jeder schlägt die Zeitung, nach kurzem Hinschauen, wieder vor dem Gesicht zu und liest weiter.

Darauf geht Jesus weiter und begegnet zwei Touristen, die an einer Bar sitzend etwas trinken und ein Sandwich essen. Er versucht auch sie anzusprechen, doch sie winken ab und essen weiter.

Zwei Frauen lesen konzentriert den Zugsfahrplan, ein anderer telefoniert mit seinem Handy, einer steht gelangweilt herum, doch keiner von ihnen will Jesus Beachtung schenken.

Da beginnt plötzlich ein hektisches Treiben, die Touristenführerin ruft alle zu sich hin, sie hat festgestellt, dass der Zug demnächst wegfährt. Alle beginnen auf den Zug zu rennen an Jesus vorbei, ohne ihn zu beachten.

 

 

Die Touristengruppe befindet sich auf einer Piazza, einer von ihnen trägt das Jesusgewand, und beobachtet einige Menschen mit verschiedenen Behinderungen, die über den Platz gehen.

Sie bemerken, wie ein blinder Mann den Platz überquert und Jesus ihn mit seinen Blicken zu begleiten beginnt. Ein Mann im Rollstuhl fährt über den Platz, Jesus begegnet dem Mann und berührt ihn an der Schulter. Zwei gehörlose Frauen gehen aufeinander zu, gebärden miteinander und gehen lachend weiter. Jesus schaut den beiden nach und ebenso einem jungen Mann, der ganz vertieft auf sein Handy sieht und von allem um ihn herum nichts bemerkt. Ein geistig behinderter Mann überquert den Platz, Jesus geht beschützend neben ihm her.

Heilung

 

Zwei Touristen spazieren durch einen grossen Park und treffen dabei auf die Person im Jesusgewand, die eigenartig auf dem Boden kniet und nichts um sich herum wahrnimmt.

Neugierig nähert sich die eine Frau und bestaunt die Person im Jesusgewand, dann berührt sie mutig das Gewand, um sicher zu gehen dass sie nicht etwa träumt. Sofort spürt sie eine starke Kraft, die von dieser Berührung ausgeht. Auch sie kniet auf einmal nieder vor Jesus und ist von Ehrfurcht ergriffen.

In diesem Moment schreiten zwei Polizisten durch den Park auf Jesus zu. Dieser kommt ihnen verdächtig vor, sie treten vor ihn hin und verlangen, seinen Ausweis zu sehen.

Da verneint Jesus und weist statt dessen mit einer Geste zum Himmel, um deutlich zu machen, dass er von da kommt und keinen Ausweis besitzt. Die Polizisten stutzen, schütteln dann den Kopf, und weisen ihn streng aus dem Park.

 

Die Touristen sind in die Kirche zurückgekehrt, in welcher sie einst das Gewand gefunden hatten und in der die wundersame Reise ihren Anfang nahm. Sie wollen noch einmal genauer verstehen, was da eigentlich mit ihnen geschehen ist. Während sie die Kirche genauer erkunden und ratlos herumstehen, entdecken sie weit hinten ein seltsames Licht.

Auf einmal geht die Kirchentüre auf und ein einfaches Holzkreuz wird hereingetragen, an dem das Jesusgewand zu schweben scheint.